Bibliotheken in der Informationsgesellschaft -
nationale Initiativen
Christine Thomas
Bibliothekspolitik als Teil der Informationspolitik
Deutschland auf dem Weg in die Informationsgesellschaft
zu unterstützten, ist erklärtes politisches Ziel der
Bundesregierung. Sie hat im Jahr 1996 den Bericht "Info
2000 - Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft"
herausgebracht, in dem die aktive Gestaltung des Wandels unserer
Gesellschaft zur Informationsgesellschaft gefordert wird. Die
Bundesregierung geht diese Herausforderung mit drei Schwerpunktaufgaben
an:
Der erste Schwerpunkt betrifft die Entwicklung der Netzinfrastruktur. Stichworte sind hier "Deregulierung der Telekommunikationsmärkte" und "Ausbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes".
Der zweite Schwerpunkt betrifft die rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Bundesregierung hat im Juni 1997 das "Informations- und Kommunikationsdienste-Gesetz" verabschiedet und damit ein rechtliches Gerüst für die Entwicklung neuer Dienstleistungen im Informationsbereich geschaffen.
Den dritten Schwerpunkt bilden die Nutzungen. Grundlegender Baustein ist das Programm "Information als Rohstoff für Innovation der Bundesregierung" für die Jahre 1996 bis 2000.
Das Ziel dieser Schwerpunkte heißt: Multimedia
möglich machen. Sie werden deshalb auch als Säulen der
Multimediapolitik der Bundesregierung bezeichnet.
Information als Rohstoff für Innovation
Das zentrale Ziel des Programms "Information
als Rohstoff für Innovationî ist es, jedem Benutzer
in Deutschland an seinem Arbeitsplatz einen schnellen und umfassenden
Zugang zu den weltweit vorhandenen elektronischen und multimedialen
Informationen zu ermöglichen. Die Realisierung dieses Ziels
verlangt einen grundsätzlichen Strukturwandel in der wissenschaftlichen
und technischen Informationsinfrastruktur, den alle Beteiligten
gemeinsam und in intensiver internationaler Kooperation gestalten
müssen.
Die uns im engeren Sinne interessierenden Förderschwerpunkte des Programms sind:
1. Die Weiterentwicklung der wissenschaftlichen und technischen Informationsinfrastruktur zur "Globalen digitalen Bibliothek"
Kern dieses Schwerpunktes bildet die nationale Initiative
"Global Info", auf die ich im folgenden noch zu sprechen
komme.
2. Wissenschaftliche Bibliotheken auf dem Weg zu virtuellen Bibliotheken mit elektronischen Speichern
Dieser umfaßt die Maßnahmen in der Bibliothekspolitik,
zum Beispiel die Initiative SUBITO.
Weitere Schwerpunkte des
Programms sind das elektronische Publizieren, die Zukunftsgestaltung
der Fachinformationszentren, die internationale Zusammenarbeit
und Fördermaßnahmen zur Nutzung elektronischer Informationen
in Aus- und Fortbildung, z.B. im Rahmen der Initiative Schulen
ans Netz.
Spannungsfelder der Bibliothekspolitik
Die Bibliothekspolitik des Bundes steht unter der
Leitlinie des gesamten Informationsprogramms, nämlich der
Unterstützung des Strukturwandels. Ziel ist die Verbesserung
der überregionalen Literatur- und Informationsversorgung.
Die Bibliotheksförderung muß berücksichtigen,
daß sich der Weg der Bibliotheken in die neuen Strukturen
in Spannungsfeldern vollzieht. Ich möchte im folgenden auf
einige Aspekte eingehen.
Erstes Spannungsfeld: Föderale Bibliotheksstruktur versus bundeseinheitliche Dienstleistung
Wenn ich von wissenschaftlichen Bibliotheken spreche, so meine ich in erster Linie die Hochschulbibliotheken an Universitäten und Fachhochschulen in der Bundesrepublik Deutschland. Sie liegen in der politischen Zuständigkeit der Länder.
Die Verantwortlichkeit des Bundes für wissenschaftliche
Bibliotheken leitet sich aus verfassungsmäßigen Gemeinschaftsaufgaben
des Bundes und der Länder beim Hochschulbau, der auch Bibliotheksbauten
und Ausstattungen umfaßt, bei der gemeinsamen Bildungsplanung
und Forschungsförderung, bei der Förderung der wissenschaftlichen
Forschung sowie bei rechtlichen und internationalen Fragen ab.
Wir sind gegenüber anderen europäischen
Ländern im Nachteil, weil systematische Planungen auf nationaler
Ebene und die Einführung bundesweiter Dienstleistungen nur
in schwierigen Abstimmungsprozessen möglich ist. Bei der
Initiative SUBITO haben wir gesehen, daß sich solche Prozesse
über Jahre hinziehen können. Wir haben aber den Vorteil,
daß wir von unterschiedlichen Entwicklungen, ja sogar Wettbewerb
zwischen den einzelnen Ländern profitieren können. Wir
können bei der Entwicklung bundesweiter Dienstleistungen
von bereits vorhandenen Einzelmodellen und erprobten Lösungen
ausgehen und die hier gewonnenen Erfahrungen in den Gestaltungsprozeß
einbeziehen. Dies war bei SUBITO bisher durchaus von Vorteil.
Damit rückt auch die Frage nach der Balance von Wettbewerb
und Kooperation zwischen den Bibliotheken in der Bundesrepublik
Deutschland in den Vordergrund.
Zweites Spannungsfeld: Gesellschaftlicher Auftrag versus Dienstleistung für ausgewählte Zielgruppen
Die Bibliotheken in der Bundesrepublik Deutschland
werden zu über 90% von der öffentlichen Hand finanziert.
Der Staat hat die Verantwortung für die Schaffung einer Infrastruktur,
die jedem den Zugriff auf die Informationsangebote ermöglicht.
Die Informationsdienstleistungen dürfen auch im elektronischen
Zeitalter nicht allein dem Markt überlassen bleiben. Entgelte
der Bibliotheken für Dienstleistungen dürfen in diesem
Sinne nicht prohibitiv sein.
Andererseits wächst überall der Druck auf
die Bibliotheken, sich Einnahmen zu verschaffen. Fachlich spezialisierte
Bibliotheken, wie Zentrale Fachbibliotheken, entwickeln spezifische
Dienstleistungen, z.B. individuelle Informationsdienste für
ausgewählte Zielgruppen. Auch die zunehmende Tendenz der
Bibliotheken, Dienstleistungen für Nutzer außerhalb
des Campus anzubieten, wird die Frage der Gestaltung von Dienstleistungen,
vor allem aber von Entgelten neu stellen. Es geht hier um die
Frage, ob staatlich subventionierte Entgelte, kommerzielle Preise
oder ein Mixtum compositum die künftige Leitidee bestimmen
sollen.
Drittes Spannungsfeld: Benutzerzugriff versus Ausleihe
Online-Kataloge, elektronische Bestellungen und Dokumentlieferdienste sowie der Zugriff auf elektronische Volltexte, die über Internet 24 Std. am Tag zugänglich sind, machen den persönlichen Gang in die Bibliothek in vielen Fällen überflüssig. Eher zögernd akzeptieren Bibliotheken den direkten Benutzerzugriff und bieten entsprechende Möglichkeiten an.
Die wachsenden Möglichkeiten des Online-Zugriffs
setzen in den Bibliotheken eine veränderte Organisation und
veränderte Dienstleistungen voraus. Alte und neue Angebotsformen
schließen sich aber nicht aus: In der Praxis zeigt sich
z.B., daß diejenigen Bibliotheken, die gute Online-Serviceleistungen
anbieten, zugleich längere Öffnungszeiten haben. Entscheidend
ist, daß sich die Bibliothek als modernes Dienstleistungszentrum
sieht. Dies setzt ein entsprechendes Dienstleistungsverständnis
voraus. Hier besteht großer Reformbedarf, der sich auch
auf einen Bewußtseinswandel und auf Aus- und Fortbildung
der Bibliothekare bezieht. Um das Bewußtsein für die
Veränderungen im Informationsmarkt zu schärfen, wurde
von der Europäischen Kommission das Projekt "New Book
Economy" im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative ADAPT des
Europäischen Strukturfonds gestartet. Das Bundesministerium
für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie unterstützt
das Projekt für den Bibliotheksbereich. In das Projekt sind
europaweit alle Bereiche der Buchbranche - Bibliothekswesen, Verlagswesen
und Buchhandel - einbezogen.
Viertes Spannungsfeld: Informationsbeschaffung versus Bestandspflege
Anders als in der Vergangenheit, in der das Ansehen der Bibliothek allein durch den Buchbestand geprägt war, wird künftig der Erfolg einer Bibliothek stärker daran gemessen, wie schnell, zielkonform und vollständig sie dem Benutzer die gewünschte Information beschaffen kann - woher auch immer.
Die Bibliotheken stehen vor der schwierigen Aufgabe, ihre Ablauforganisation und den Bestandsaufbau an die veränderten Bedingungen des Informationsmarktes anzupassen. Eine stärkere Kosten- und Leistungsorientierung ist für sie dabei im Wettbewerb um zufriedene Nutzer und knappe Haushaltsmittel von strategischer wirtschaftlicher Bedeutung.
Die Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
und die Universitätsbibliothek
Magdeburg erproben in dem von uns geförderten Projekt COMBI
gemeinsam neue Beschaffungswege für Informationen unter den
Gesichtspunkten Kostenorientierung, Wirtschaftlichkeit und Marktorientierung.
Anstelle der traditionellen Fernleihe kommen vorzugsweise elektronische
Dokumentliefersysteme zum Einsatz, wenn die Quellen vor Ort nicht
verfügbar sind.
Nationale Initiativen
Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft,
Forschung und Technologie hat in den letzten Jahren zwei große
Initiativen gestartet: Global Info und SUBITO.
Global Info
Global Info ist ein Forum, bei dem insgesamt 52 am Informations- und Publikationsprozeß Beteiligte, Autoren, Leser, Fachgesellschaften, Verbände und Forschungsorganisationen, Fachverlage und Fachbuchhandlungen, Fachinformationseinrichtungen und wissenschaftliche Bibliotheken gemeinsam das Angebot und die Nutzung von elektronischen und multimedialen Volltexten gestalten wollen. Das Förderkonzept wurde im April 1997 ausgeschrieben. Hierdurch sollen fachübergreifende, kooperative Initiativen zur Gestaltung eines grundsätzlichen Strukturwandels in der wissenschaftlichen und technischen Informationsinfrastruktur mit folgenden zentralen Programmzielen unterstützt werden:
Ein Gutachtergremium hat 16 Hochschulen und 13 Fachverlage
für zweijährige Vorprojekte ausgewählt, die jeweils
mit 100 TDM gefördert werden. Außerdem wurden 7 ausländische
Verlage sowie 16 deutsche Bibliotheken und Fachinformationseinrichtungen
für eine aktive Mitarbeit gewonnen. In Arbeitgruppen werden
fünf Schwerpunktthemen behandelt. Diese reichen von den Themen
"Ergänzen und Bearbeiten von Inhalten", "Vernetzung
von Lehr- und Lernmaterialien" sowie "Formale Beschreibung"
über die "Nutzung von Inhalten" bis hin zu "Wirtschaftlichkeitsmodellen
und Abrechnungsverfahren". In diesen Arbeitsgruppen werden
Pflichtenhefte für Sonderfördermaßnahmen vorbereitet.
In den Sonderfördermaßnahmen werden dann die konkreten
Projekte durchgeführt, in denen die Modelle für das
Angebot und die Nutzung von elektronischen und multimedialen Volltexten,
deren Qualitätssicherung und deren Vernetzung entwickelt
und erprobt werden sollen. Die Beteiligten sollen in den Sonderfördermaßnahmen
zusammenwirken. Dies erfordert auch ein Aushandeln oft divergierender
Interessen. Global Info soll eine Plattform für den notwendigen
Interessenabgleich sein. Auch Bibliotheken können hier gefördert
werden. Sie sollten in GLOBAL-INFO ihre gemeinsamen Interessen
einbringen und an dem Know-How- und Technologietransfer teilnehmen.
SUBITO
Subito ist eine gemeinsame Initiative der Länder und des Bundes. Sie wurde vor mehr als drei Jahren, im Oktober 1994 gestartet. An ihr sind Bibliothekare, politische Vertreter, Wissenschaftler und Vertreter von Verlagen und Fachinformationseinrichtungen beteiligt. Die Geschäftsstelle ist beim Deutschen Bibliotheksinstitut angesiedelt. Aufgabe von SUBITO ist es, die überregionale Literatur- und Informationsversorgung zu beschleunigen. Von Beginn an waren drei Realisierungsschritte geplant:
SUBITO.1 liefert gedruckte wissenschaftliche Aufsätze an den Arbeitsplatz.
SUBITO.2 soll zusätzlich elektronische Dokumente bereitstellen.
SUBITO.3 soll die elektronische Bestellung und Schnell-Lieferung von Büchern ermöglichen.
Der Dienst SUBITO.1 ist realisiert. Seit Oktober 1997 wurde der Pilotbetrieb für den neuen, bundesweiten Dienst der deutschen Bibliotheken aufgenommen. Zeitschriftenartikel können nun vom Benutzer in einem Arbeitsgang und direkt am Arbeitsplatz elektronisch recherchiert und bei einer beliebigen Bibliothek bestellt werden. Die Dokumente werden innerhalb von drei Werktagen als Kopie direkt an den Arbeitsplatz geliefert. Eillieferungen erfolgen innerhalb von 24 Stunden. Die Lieferung kann nach Wahl elektronisch, per Fax oder per Post erfolgen und ist entgeltpflichtig. Lieferbar sind in der Zeitschriftendatenbank nachgewiesene Publikationen. SUBITO.1 ist ein elektronischer Dokumentlieferdienst mit bundesweiter Gültigkeit, garantierten Leistungsmerkmalen und einheitlichen Konditionen. Die technischen Entwicklungen für SUBITO wurden in einem weiteren Gemeinschaftsprojekt DBV-OSI entwickelt, das wir gemeinsam mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert haben und das unter der Federführung Der Deutschen Bibliothek durchgeführt wird.
Zur Zeit beschäftigt sich die Bund-Länder-Initiative parallel mit SUBITO.2 und SUBITO.3. Hierzu sind entsprechende Arbeitsgruppen eingesetzt worden. Im Rahmen von SUBITO.3 soll - analog zu SUBITO.1 - eine Dienstleistung geschaffen werden, die die elektronische Bestellung und die (konventionelle) Lieferung von rückgabepflichtigen Dokumenten (Monographien) zu SUBITO-Konditionen beinhaltet, d.h. direkt vom und an den Endnutzer bei garantierter Bearbeitungszeit. Die Ausarbeitung des Funktionskonzeptes wurde begonnen.
Erheblich komplexer und schwieriger ist die Ausgestaltung der Dienstleistung SUBITO.2, da wir hier auf die elektronischen Publikationen abzielen und uns mit den schwierigen Fragen der vernünftigen Ausgestaltung einer Copyright-Lösung beschäftigen. Die Arbeiten stehen erst am Anfang. Es gibt noch mehr Fragen als Antworten und Lösungsansätze. Die wichtigste Aufgabe besteht darin, daß sich die Bibliotheken über ihre Interessenlage und zukünftige Rolle klar werden und gemeinsame Vorstellungen zu einer Struktur für die Versorgung mit elektronischen Volltexten entwickeln. Hierüber hat sich die Arbeitsgruppe in einem Papier "Die virtuelle Fachbibliothek" bereits Gedanken gemacht und ein arbeitsteiliges Vorgehen der Bibliotheken vorgeschlagen.
Auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat zu den
Sondersammelgebieten Konzepte von einem verteilten System entwickelt.
Auch hier sind wir auf dem Weg, die Vorstellungen einander anzunähern
und zu gemeinsamen Lösungen zu kommen. Bei der Ausgestaltung
der Dienstleistung SUBITO.2 gegenüber dem Benutzer sind wir
erst bei dem Problemaufriß. Es wird an Szenarien gearbeitet,
in denen die unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten elektronischer
Publikationen und die damit verbundenen unterschiedlichen Probleme,
wie die Frage von Copyright und Lizenzen, dargestellt werden.
Vorreiter in diesem Bereich ist ein Pilotprojekt,
das vom Bund an den Universitätsbibliotheken Bielefeld und
Dortmund unter dem Namen IBIS gefördert wird. Für
spezifische Fächer werden arbeitsteilig elektronische Dokumente
ausgewählt, erschlosssen und bereitgestellt. Dabei werden
die elektronischen Quellen entweder selbst vorgehalten und Zugriffsrechte
erworben oder es wird die Nutzung vermittelt. Ziel ist, die bibliothekarischen
Dienstleistungen in einem integrierten System zusammenzuführen.
Von allgemeinem Interesse sind bei diesem Projekt die Erfahrungen,
- mit welchem Aufwand Internetquellen erschlossen werden können,
- welche Werkzeuge dafür eingesetzt werden können,
- wie die Bibliotheken zusammenarbeiten können,
- wie sich die Betriebsabläufe der Bibliothek verändern,
- wie die Benutzer auf das Angebot reagieren
- und wie die Verträge bei urheberrechtlich geschützten
Materialien gestaltet werden können.
Der stufenweise Aufbau einer ersten elektronischen Bibliothek begann an der Technischen Universitätsbibliothek Hannover unter dem Projektnamen TIBQUICK 2000.
In der ersten Stufe werden aus technischen und urherberrechtlichen
Gründen zunächst die vom Bundesministerium für
Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie geförderten
Deutschen Forschungsberichte aufbereitet und auf dem Server bereitgestellt.
Bis Ende 1997 waren es 440 Forschungsberichte. Inzwischen sind
Dissertationen und Habilitationen der Universität Hannover
hinzugekommen. Zur Zeit wird geprüft, welche weiteren, bereits
in elektronischer Form vorliegenden Veröffentlichungen integriert
werden können. Das Konzept ist auch offen für elektronische
Dokumente anderer Anbieter (Verlage, Wissenschaftliche Fachgesellschaften).
Weitere Initiativen
Neben den nationalen Initiativen gibt es eine Fülle von Initiativen auf lokaler und regionaler Ebene. Durch seine föderale Struktur ist Deutschland besonders reich an lokalen und regionalen Lösungsansätzen und Programmen.
Zugleich haben sich die Wissenschaftlichen Bibliotheken
jedoch stets auch als Teil des nationalen und letzlich globalen
Informationssystems verstanden. Sie können vom Bund erwarten,
daß er für die anstehenden Entwicklungsaufgaben den
Rahmen schafft. Die Bundesregierung hat sich dieser Aufgabe gestellt
und z.T. zusammen mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft Maßnahmen
gefördert, von denen ich Ihnen einige vorgestellt habe.
Entwicklung einer nationalen Informationspolitik
Die Sektion "Wissenschaftliche Universalbibliotheken"
des Deutschen Bibliotheksverbandes hat gemeinsam mit den Leitern
wissenschaftlicher Rechenzentren in einem Memorandum im Jahr 1994
die Einrichtung eines "Sachverständigenrates für
eine nationale Informationspolitik" gefordert. Bisher ist
eine kohärente, abgestimmte politische Strategie für
den Umgang mit den neuen Technologien und die Unterstützung
des Strukturwandels nicht erfolgt, vielleicht aber auch nicht
vonnöten. Ich bin der Auffassung, daß wir mit den nationalen
Initiativen "Global Info" und "SUBITO" Diskussions-
und Arbeitsforen geschaffen haben, in denen die Beteiligten gemeinsam
die anstehenden Probleme bearbeiten und zu Entscheidungen kommen
können.
GLOBAL-INFO stellt ein übergreifendes Forum
für die Gestaltung der Informationsversorgung dar. Anders
als in SUBITO ist mit der Einbeziehung internationaler Verlage
und der globalen Ausrichtung der Rahmen hier direkt auf den internationalen
Wissenschaftsmarkt ausgerichtet. Mit Global-INFO steht den Bibliotheken
eine Plattform zur Verfügung, ihre Interessen im Machtspiel
der Kräfte auch durchzusetzen. Gleichzeitig können und
müssen die Bibliotheken von den dortigen Diskussionen und
Entwicklungen profitieren.
Mit SUBITO steht ein geeigneter Rahmen für die weitere Förderung des Bundes im Bibliotheksbereich zur Verfügung, zugleich eine Plattform für die Zusammenarbeit mit den Ländern. Außerdem haben die SUBITO-Gremien gezeigt, daß sie nicht nur diskutieren, sondern auch eine handfeste Dienstleistung realisieren können. SUBITO.1 ist erst der Anfang. SUBITO.2 und SUBITO.3 werden ebenso weitergeführt werden müssen.
An Grundsatzpapieren zur Informationsgesellschaft
scheint es mir nicht zu fehlen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft,
der Deutsche Bibliotheksverband, die Länder und die Bundesregierung
haben Empfehlungen und Programme vorgelegt. Eines haben wir bei
SUBITO gelernt: Fortschritt wird nur durch zähe gemeinsame
Arbeit an der Realisierung von konkreten, klar umrissenen Dienstleistungen
erzielt.
Der Bund wird auch künftig den Schwerpunkt seiner Bibliotheksförderung auf die Entwicklung überregionaler Dienstleistungen für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft legen und dabei die Möglichkeiten der zweckorientierten Zusammenarbeit mit anderen Partnern unterstützen. Für die Bibliotheken ergibt sich dabei die Chance, die Entwicklung der kommenden Jahre mit zu bestimmen und durch nutzergerechte Dienstleistungen auf modernstem technischen Stand eine Schlüsselstellung in der künftigen Informationsgesellschaft zu erringen.