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Grußwort des Rektors der Universität Bielefeld

Prof. Dr. Helmut Skowronek


Meine sehr geehrten Damen und Herren, als Rektor der Universität Bielefeld möchte ich Sie alle sehr herzlich begrüßen. Ich freue mich, daß so viele internationale Gäste zu dieser Tagung gekommen sind, und möchte dem British Council, der hier durch Herrn Dobson vertreten ist, und der Buchhändler-GmbH, vertreten durch Herrn Müller, für ihre Kooperation bei der Organisation herzlich danken. Eine Zusammenarbeit solch unterschiedlicher Institutionen und Organisationen ist zwar noch nicht an der Tagesordnung, wird aber bei komplexen Themen, wie dem dieser Tagung, sicher immer selbstverständlicher werden.

Manchmal hat man den Eindruck, die Entwicklung der Mikroelektronik und der damit zusammenhängenden Informationstechniken vollziehe sich nicht nur steil, sondern geradezu explosionsartig, und damit auch chaotisch. Ein besonders sinnfälliges Beispiel dafür ist sicher das Internet, das noch vor zwei Jahren hierzulande im allgemein Bewußtsein keine Rolle spielte, jetzt aber Tag für Tag Gegenstand von Berichten in den Medien ist, die natürlich gleichzeitig immer mehr Leute motivieren, sich einen Netzanschluß zu beschaffen. Chaotisch ist das Internet, weil es, dezentral organisiert und von niemandem kontrolliert, jedem mit geringem Aufwand ermöglicht, Informationen anzubieten. Das erzeugt einerseits unter Umständen rechtliche Probleme, die man - wie bei rechtsextremer Propaganda - nicht verharmlosen sollte, andererseits ist der freie Zugang zu Informationen vordringliches Merkmal einer offenen Gesellschaft, und es gehört wenig Fantasie dazu, sich auszumalen, daß Diktaturen immer größere Schwierigkeiten bekommen werden, eine effektive Kontrolle über das Netz auszuüben - es sei denn, sie wollten - um die Verbreitung unliebsamer Informationen zu behindern - sich gänzlich von der Netzbenutzung abkoppeln, was zu gewaltigen Nachteilen führen würde. Gerade war zu hören, daß China augenblicklich in dieser Zwickmühle ist. Wie jeder technische Fortschritt ist die elektronische Kommunikation also weder einfach nur gut oder einfach nur schlecht, sondern eine gleichzeitige Steigerung gesellschaftlicher Chancen und Risiken.

Selbstverständlich berührt dieser technische Fortschritt auch das Bibliothekswesen in zuvor ungeahntem Ausmaß. Wer aber, vielleicht darf ich das bei aller gebotenen Bescheidenheit sagen, wie unsere Universitätsbibliothek sich frühzeitig darauf eingestellt hat, daß das Buch gerade im Wissenschaftsbereich inzwischen viele Konkurrenzmedien hat, ist von dieser Entwicklung nicht einfach überrollt worden, sondern konnte sich systematisch darauf einstellen und mit sinnvollen Strategien darauf reagieren, daß immer mehr Informationen immer schneller erzeugt und immer schneller und nahezu grenzenlos verbreitet werden. Dabei hat übrigens die gern benutzte Bezeichnung "Datenautobahn" etwas Gemütlich-Anachronistisches. Schließlich ist das Auto schon hundert Jahre alt und die inzwischen auch noch oft verstopfte Autobahn - wir wissen es - mehr als sechzig Jahre. Und nicht einmal ein Formel 1-Weltmeister kann mit der Geschwindigkeit einer simplen interkontinental verschickten E-mail auch nur von Ferne mithalten. Daß es aber durch den technischen Fortschritt einmal zu einer "buchlosen" Bibliothek kommen wird, ist wohl genauso unwahrscheinlich wie das papierlose Büro, das man vor einigen Jahren angesichts der Computerisierung für die unmittelbare Zukunft voraussah.

Ihr Tagungsprogramm deckt mit Blick auf eine Vielzahl neuer technischer, aber auch rechtlicher, ökonomischer oder politischer Probleme ein imponierend breites Spektrum von Fragestellungen zur "schönen neuen" Bibliothekswelt ab. Auch Sie werden dabei die erwähnte miktoelektronische Revolution, das Chaos der Informationen, so wenig wie irgend jemand anders vollständig in den Griff bekommen, aber Sie werden versuchen, Erfahrungen und Perspektiven eines vernünftigen und effektiven Umgangs damit aufzuzeigen, und dafür wünsche ich Ihnen viel Erfolg.


Sekretariat der Bibliothek der Universität Bielefeld